Quo Vadis Borussia?

Die Hinrunde ist Geschichte, doch auch die sonst zu diesem Zeitpunkt vorhandene
Möglichkeit, sich noch einmal zu schütteln und sich mit neuem Esprit auf die Rückrunde
vorzubereiten, wird es in diesen kuriosen Zeiten nicht geben. Das Gegenteil ist der Fall:
Bereits am kommenden Freitag empfängt die richtige Borussia zum Rückrundenauftakt die
falsche und bekommt damit die erneute Chance, den Fluch des Angstgegners aus dem
Stadion zu jagen. Dass das mit dem Rausjagen nicht ganz so einfach ist, haben wir jüngst am
Dienstagabend miterleben dürfen, als eigentlich unser Lieblingsgegner Werder Bremen zu
Gast in unserem Wohnzimmer war. Die drei Punkte haben wir zwar behalten, dennoch war
schon eine gewisse Erleichterung zu spüren, dass der Schiedsrichter dieses Mal nicht 6
Minuten nachspielen ließ.


Haben sich die Bremer in den ersten zwanzig Minuten einzig und alleine auf ihre
Defensivaufgaben beschränkt, kippte das Spiel urplötzlich, als die Bremer gemerkt haben,
dass sie an diesen Tag tatsächlich den ein oder anderen Nadelstich setzen können und uns
gezeigt haben, wie man mit einem angeblichen Angstgegner umgehen kann. Hätte Yann
Sommer nicht in der 27. Minute mit einer Weltklasse-Parade den ebensolchen Volleyschuss
von Herrn Schmid entschärft, das Spiel wäre vermutlich ganz anders verlaufen. Aber wir
haben ja zum Glück einen Jan Sommer im Tor und können somit mit der Punkteausbeute
von 28 Punkten aus den ersten 17 Saisonspielen gut zufrieden sein.


Oder wäre tatsächlich in der Hinrunde sogar mehr drin gewesen? Mit 29 Punkten belegen
die gelb-schwarzen den vierten Platz zu den Geldtöpfen der Champions-League. Das ist mal
gerade ein lächerlicher Punkt, den wir am kommenden Freitag bekannterweise im direkten
Vergleich wettmachen können. Dass in der Tabellenregion aktuell noch Mannschaften wie
die Radkappen aus Wolfsburg oder sogar die Eisernen aus Berlin mitmischen, hat vor einem
halben Jahr auch keiner erwartet, macht die Sache aber durchaus interessanter.


Was wir in der Rückrunde zwingend brauchen, ist ein bisschen mehr Konstanz. Und zwar
nicht durch ekelige Unentschieden, schon gar nicht solche, die erst in der Nachspielzeit
entstehen. Da ist uns einfach zu häufig die Butter vom Brot genommen worden. Max Eberl
hat immer betont, dass die Borussia da sein muss, wenn die anderen schwächeln. Das
bedeutet aber, dass wir kaltschnäuziger und cleverer werden müssen, um sich auch mal ein
2-Tore Vorsprung zu erarbeiten, mit dem man dann etwas beruhigter in die
Schlussviertelstunde gehen kann.


Was wir in der Rückrunde nicht gebrauchen können, sind derartige Aussetzer, welche sich
die Herren Thuram oder Embolo auf´m oder auch abseits des Platzes erlaubt haben. Da
haben die genannten Personen für den Verein und natürlich auch für sich selber wahrlich
keine gute Eigenwerbung betrieben. Aber die Verantwortlichen auf der Vereinsseite haben
in den beiden Fällen sehr professionell reagiert, die Vergehen auf´s Schärfste verurteilt und
mit entsprechenden Strafen sanktioniert.

Wir, auf der Fanseite, können sogar auch daraus lernen, und etwaige Verfehlungen von
Spielern und Funktionären auch abseits unserer Borussia mit der nötigen Weitsicht zu
beurteilen. Thuram und Embolo bekommen sicher ihre zweite Chance und sollten sie
natürlich im besten Fall auch nutzen. Dass sie dazu in der Lage sind, haben sie schon das ein
oder andere Mal bewiesen.


Natürlich darf in diesen kleinen Ausblick nicht vergessen werden, dass wir es dieses Jahr
endlich mal geschafft haben, in drei Wettbewerben zu überwintern. Das waren schon
kuriose Szenen, was sich nach dem Schlusspfiff in Madrid abspielte. Eine ganze Mannschaft
versammelte sich um einen Monitor und feierte Inters Torjäger Lukaku, der in der 90.
Minute einen wuchtigen Kopfball seines Mitspielers Sanchez blockierte und damit das Tor
verhinderte, was Mailand und eben nicht Gladbach ins Achtelfinale gebracht hätte. Es
folgten noch elendig lange 8 Minuten, dann wurde aus der 0:2 Niederlage gegen Real
plötzlich der größte Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte. Die Auftritte in der Champions
League waren mit Ausnahme der letzten Partie bei Real Madrid tatsächlich alle sehr
vielversprechend und erlauben es uns sogar, im stillen Kämmerlein vom Viertelfinale zu
träumen.


Der Traum von Berlin kann in der ersten Februarwoche auch schon ein bisschen realer
werden. Dass wir in Stuttgart gewinnen können, haben wir letzte Woche bereits bewiesen.
Da war zwar Bibiana Steinhaus nicht auf unserer Seite, aber ich hoffe für die Neuauflage
dieser Begegnung auf eine Richtigstellung im Sinne eines Auswärtssieges.
Zusammenfassend lässt sich resümieren, dass es gar nicht so unwahrscheinlich ist, am
Freitag gegen schwächelnde Dortmunder mit einem Dreier in die Rückrunde zu starten. In
der CL brauchen wir bestimmt zwei ziemlich gute Tage verbunden mit einer kleinen oder
großen Portion Glück, um für die nächste Sensation zu sorgen. In Stuttgart reicht glaube ich
einfach ein gutes Spiel.


Wenn das alles so eintreffen würde, dann würde unsere Borussia ganz schön gut dastehen.
Und im Übrigen hätte Herr Rose dann vielleicht noch ein Grund mehr, nicht den
Verlockungen des Marktes zu folgen, sondern seinen nächsten Schritt mit der einzig wahren
und richtigen Borussia weiter zu gehen.

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